Blauer Heinrich 2019

Am 12.2. fand der diesjährige Blaue Heinrich unter der Überschrift „Wir sind unser Geld wert! – Transparenz schaffen durch Sozialrendite “ im Bochumer Kunstmuseum statt. Rund 250 geladene Gäste aus den paritätischen Mitgliedsorganisationen, aus der Politik und Verwaltung sowie interessierte Bochumer Bürgerinnen und Bürger stärkten sich zu nächst mit dem ‚Blauen Heinrich‘, dem traditionellen Graupeneintopf und tauschten untereinander zunächst die aktuellsten Neuigkeiten im Foyer des Museums aus.


Das Bühnenprogramm eröffnete das Ensemble des Theater Total mit einer musikalischen Darbietung. Die beiden neu gewählten Kreisgruppenvorsitzenden aus Bochum und Herne, Angela Siebold und Rochus Wellenbrock begrüßten die anwesenden Gäste und stellten das Programm und die Gäste des Abends vor.

 

Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und der Herner Bürgermeister Erich Leichner betonten in ihren Grußworten die besondere Bedeutung des Paritätischen und seiner vielfältigen Mitgliedsorganisationen für das soziale Gelingen und Miteinander in beiden Städten. Viel Lob gab es von den Stadtoberen auch für die Ausrichtung des Blauen Heinrichs, mit dem es dem Paritätischen immer wieder gelänge, wichtige Themen für die Stadt bzw. von aktueller gesellschaftspolitischer Relevanz aufzugreifen und öffentlich zu diskutieren, so auch in diesem Jahr.

 

 

Referenten, Vorstand, Röll
v.l.: Thomas Röll, Rochus Wellenbrock, Angela Siebold, Prof. Stefan Sell, Thomas Eiskirch, Erich Leichner
Theater Total
Theater Total

Prof. Dr. Stefan Sell von der Hochschule Koblenz hielt das vielseitig beachtete Grundsatzreferat unter der Überschrift „Perspektiven und Grenzen des ‚Social Return on Investment‘ (SROI) in ambivalenten Zeiten der Ökonomisierung sozialer Arbeit“. Gerade in Zeiten, in denen der Sozialberich nur als Kostenproblem wahrgenommen bzw. negativ konnotiert werde z.B. als „Sprengsatz kommunaler Haushalte“, sei die Methode der SROI–Analyse sehr gut geeignet, um in der öffentlichen Diskussion etwas dagegen zu stellen. Die Methode versucht, den gesellschaftlichen Mehrwert eines sozialen Angebotes umfassend zu messen und monetär zu bemessen. Dabei werden neben den finanziellen volkswirtschaftlichen Rückläufen insbesondere auch die sozialen, kulturellen, politischen und sozialen Wirkungen mit in den Blick genommen. Prof. Sell erläuterte anhand verschiedener Felder sozialer Arbeit die Methode: So beträgt nach einer entsprechenden Untersuchung der SROI–Index im Bereich der Werkstätten für Menschen mit Behinderung 108 %. Danach fließen von je 100 €, die die öffentliche Hand für Werkstätten investiert, 108 € auf unterschiedlichen Ebenen zurück in die Volkswirtschaft: 52 € direkt durch mehr Steuern und Sozialbeiträge der Beschäftigten in den Werkstätten sowie 56 € indirekt infolge vermiedener Kosten durch Sicherung von Arbeitsplätzen und einer verstärkten Konsumnachfrage auf regionaler Ebene und durch sonstige Effekte.

Nach einer weiteren Untersuchung, die Prof. Sell im Rheinland im Bereich der Sozialwirtschaft durchgeführt hat, verbleiben lediglich 3 % der finanziellen Rückflüsse in den Kommunen, die vielfach die Hauptlast von sozialen Dienstleistungen vor Ort tragen. Hauptnutznießer sind die Sozialversicherungsträger mit 63 % sowie der Bund und die Länder mit jeweils 17 %. Die vollständige Präsentation von  Prof. Dr. Sell sehen Sie  hier.
 
Rochus Wellenbrock, Geschäftsführer der welwole-Stiftung, erläuterte im Anschluss am Beispiel seiner Einrichtung in Herne und Castrop-Rauxel die konkrete Anwendung der SROI-Methode und der unterschiedlichen Faktoren und Ebenen (SROI 1 - 5).
In der abschließenden Podiumsrunde standen neben den beiden Referenten noch die Bochumer Stadtkämmerin, Dr. Eva-Maria Hubert sowie der Herner Sozialdezernent Johannes Chudziak für vertiefende Fragen der Moderatorinnen Angela Siebold und Susanne Schübel sowie aus dem Auditorium zur Verfügung.